DER CODEX A N R A

Im Lateinischen bedeutet Codex ( ursprünglich caudex ) Baumstamm oder Holzklotz, später auch Buch oder Heft. Codex bezeichnet einen Stapel beschrifteter oder zur Beschriftung vorgesehener Holz-oder Wachstafeln, später den von zwei Holzbrettchen umschlossenen Block gefalteter oder gehefteter Papyrus-oder Pergamentblätter.

Seit 2005 arbeiten Andreas & Ralph Hilbert am Codex ANRA, einer von ihnen selbst kreierten Geheimschrift, die zum einen minutiös mit Pinsel und Acrylfarbe auf Leinen geschrieben, zum andern mit einem Pyrograph auf Baumrinde gebrannt wird.Sie verstehen diese Schrift als eine Art automatisches schreiben, während dessen ständig neue Schriftzeichen entstehen.

Der französische Ausdruck Écriture automatique (dt.: Automatisches Schreiben, Automatischer Text) bezeichnet eine Methode des Schreibens, bei der Bilder, Gefühle und Ausdrücke (möglichst) unzensiert und ohne Eingreifen des kritischen Ich wiedergegeben werden sollen. Unter Verzicht auf Absichtlichkeit und Sinnkontrolle dürfen sowohl Sätze, Satzstücke, Wortketten, als auch einzelne Wörter geschrieben werden. Was ansonsten in Hinsicht auf Orthografie, Grammatik oder Interpunktion als fehlerhaft gilt, kann unter diesen Bedingungen erwünscht und zielführend sein. Wichtig ist allein die Authentizität des Einfalls.

Die Sureallisten propagierten diese schriftstellerische Form der Freien Assoziation als eine neue Form der Poesie und der Experimentellen Literatur. Die Ursprünge der Écriture automatique gehen auf die Psychologie zurück.

Der Begriff wurde um 1889 vom französischen Psychotherapeuten Pierre Janet im Rahmen therapeutischer Versuche geprägt, wobei der Patient im Halbschlaf, in Trance oder unter Hypnose zum Schreiben angehalten wurde, um das Unbewusste ins Bewusstsein zu holen. In der Literatur wurde die Methode der Écriture automatique von der Gruppe der Surrealisten um Andrè Breton im Paris der 1920er Jahre adaptiert.

Das automatisch Niedergeschriebene, welches sich einem planvollen Aufbau ebenso widersetzt wie einer nachträglich zensierenden Korrektur, diente hier nicht zur Heilung von Krankheiten, zur Erstellung von Psychogrammen oder zur Überwindung von Persönlichkeitsspaltungen, sondern postulierte die unbewussten, traumhaften und spontane Elemente menschlicher Eingebung als Grundlage für eine neue Art der Kreativität.